Silberbarren mit einem Preischart im Hintergrund

Silber gehört zu den Metallen, die 2020 eine besondere Rallye hingelegt haben. (Bild: Olivier Le Moal - stock.adobe.com)

Das Jahr 2020 war für Rohstoffeinkäufer besonders herausfordernd: Erst zeichnete sich - bereits mit dem Ausklang des Jahres 2019 - ein weltweiter Wirtschaftsabschwung ab. Dann kam Corona und alles stand erst einmal still. Bereits im Sommer folgte die überraschend schnelle Erholung in China.

Und was macht das mit den Rohstoffpreisen? Die wirbelte es zum Teil heftig durcheinander, ablesbar an den Charts.

Wir zeigen die Entwicklung von zehn wichtigen Rohstoffen, die seit Beginn 2020 bis Ende März 2021 am meisten zugelegt haben. Ihre Preise gingen und gehen zum Teil weiterhin durch die Decke.

Mit von der Partie sind Edelmetalle wie Rhodium, Platin oder Silber, aber auch Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel. Erstere werden in Feinunzen gehandelt, bei letzteren ist der Preis in US-Dollar pro Tonne angegeben.

Rhodiumpreis steigt um 375 Prozent

Die extreme Preisrallye von Rhodium scheint immer weiterzugehen. Allein seit Beginn des Februars 21 legte das Edelmetall um 45 Prozent zu.

Gehandelt wird das Metall als Feinunze (31,1 Gramm) in US-Dollar. Mit Stand 1. Januar 2020 kostete Rhodium 6.100 US-Dollar. Und selbst zu dem Zeitpunkt hatte es bereits Monate zuvor eine Preisrakete gezündet. Am 23. März 2021 notierte der Rhodiumpreis dann bei 29.500 US-Dollar.

Experten nennen das ein sogenanntes Multibagger-Metall. Sein Preis hat sich innerhalb von 15 Monaten fast verfünffacht. Der Begriff Multibagger bezeichnet ein Wertpapier oder einen Rohstoff, dessen Wert sich vervielfacht hat. Spezialformen sind Tenbagger (Verzehnfachung) oder Twentybagger (verzwanzigfacht).

Kritische Rohstoffe: Der große Überblick

Salzsee Salar de Uyuni -
Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

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Silberpreis steigt um 47 Prozent

Mitte des Jahres 2020 häuften sich die Meldungen: "Silber wird immer teurer". "Silberpreis steigt kräftig". "Wird Silber das neue Gold?" Aber tatsächlich kennt das Edelmetall seit März letzten Jahres nur noch eine Richtung: nach oben - mit einigen Korrekturen, aber der Trend ist klar.

Startete Silber zu Jahresbeginn 2020 noch mit 17,91 US-Dollar pro Feinunze, betrug der Schlusskurs am letzten Handelstag 26,46 US-Dollar. Im Februar 2021 stieg der Preis sogar kurzfristig über 30 US-Dollar.

Der Preis ist nach Meinung von Experten spekulationsgetrieben, ähnlich dem Run auf die Aktie von Gamestop, bei dem Privatinvestoren den Kurs hochgetrieben hatten. Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank sprach schon von einem "Silber-Wahnsinn".

Die Herausforderung ist das knappe Angebot: Der Großteil der Silberproduktion von rund 800 Millionen Unzen geht in die Industrie (70 bis 80 Prozent) und Privatanleger haben Edelmetallhändler und Münzläden leergekauft. Analysten gehen also von einem anhaltend hohen Preis aus.

Iridiumpreis steigt um 300 Prozent

Iridium gehört als Edelmetall in die Platingruppe, wie Rhodium oder Platin und Palladium. Iridium ist in seiner natürlichen Form seltener als Platin oder Gold zu finden. Die größten Vorkommen liegen in Russland, Japan, Nordamerika und Südafrika.

Anfang des Jahres 2020 startete das Metall mit 1.490 US-Dollar pro Feinunze, mittlerweile liegt es bei 6.000 Euro.

Wegen seiner physischen Eigenschaften verwendet die Industrie das Edelmetall häufig in Legierungen. Materialien werden dadurch härter. Auch in Zündkerzen-Elektroden, in Schmuck oder als elektrischer Kontakt kommt Iridium im Fahrzeug- und Raketenbau sowie in der Medizintechnik zum Einsatz.

Da Iridium nicht als Münzen und nur sehr selten als Barren zur Verfügung steht, wird der Preis nicht täglich ermittelt und das auch nur außerbörslich (OTC). Plötzliche Nachfragespitzen lassen den Preis also förmlich explodieren und auch die Jahresproduktion nicht schwer zu kalkulieren.

Platinpreis steigt um 22 Prozent

Das Schwermetall Platin ist eines der seltensten Metalle. Neben seiner Funktion als Geldanlage wird es vor allem in der Schmuckherstellung, aber auch immer häufiger in der Industrie benötigt. Es braucht zehn Tonnen Erz, um eine Unze Platin mit einem Reinheitsgehalt von 95 Prozent zu gewinnen. Von der Gewinnung bis zur fertigen Unze benötigt die Veredelung fünf Monate.

Platin ist das Schwestermetall von Palladium, da es sehr ähnliche Eigenschaften hat. Daher wurde Palladium im Laufe der letzten Preisrallye auch recht häufig von Platin ersetzt. Gestartet ist Platin Anfang 2020 mit 965 US-Dollar pro Feinunze. Trotz eines kurzen Preisrutschs zu Beginn der Corona-Pandemie kletterte der Platinpreis seitdem um 22 Prozent auf 1.178,86 US-Dollar bis Ende März 2021.

Rutheniumpreis steigt um 57 Prozent

Ruthium ist ein Element aus der Gruppe der Platinmetalle. Damit ist es verwandt mit Palladium, Osmium und Iridium. Es zählt zu den sogenannten Technologiemetallen, wird also für High-Tech-Anwendungen genutzt. Zu ihnen zählen unter anderem auch Gallium, Indium oder Germanium. Ohne sie funktionieren weder Handys, Energiesparlampen oder Solaranlagen. Sie werden in der Lasertechnologie, der Medizintechnik und in Flugzeugen verwendet.

Trotz seiner Zugehörigkeit zu den Platinmetallen ist Ruthenium kein Anlagemetall. Es ist weder als Münze noch als Barren verfügbar. Innerhalb von 15 Monaten ist der Preis des Rohstoffs um fast 57 Prozent gestiegen. Der letzte so steile Anstieg war im Jahr 2017. Davor dümpelte der Rutheniumpreis bei etwa 50 US-Dollar vor sich hin.

Palladiumpreis steigt um 30 Prozent

Der Palladiumpreis kennt seit einigen Jahren nur eine Richtung: nach oben. Zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 legte der Preis für das Metall im Durchschnitt etwa 30 Prozent zu. Von 1.900 US-Dollar auf fast 2.500 US-Dollar pro Feinunze. Mittlerweile hatte Palladium zeitweise wieder die 2.600 US-Dollar geknackt.

Im Vergleich zum Zeitraum von April 2018 bis März 2020 muten diese 30 Prozent wenig an, sprang der Palladiumpreis doch kurz vor der Coronakrise auf mehr als 2.800 US-Dollar pro Feinunze. Im Fünf-Jahres-Vergleich sieht es daher gleich anders aus, hier beträgt die Preissteigerung satte 342 Prozent.

Palladium gehört - wie Platin - zur Gruppe der Platinmetalle und ähnlich selten. Ähnlich sind auch die Eigenschaften, weshalb es in ähnlichen Bereichen eingesetzt wird. Immerhin ist die Autoindustrie für mehr als die Hälfte des jährlichen Palladiumverbrauchs verantwortlich. Hier geht der Rohstoff vor allem in die Produktion von Katalysatoren.

Kupferpreis steigt um 44 Prozent

Kupfer, Eisen und Aluminium sind die am häufigsten genutzten Metalle weltweit. Es lässt sich einfach verarbeiten und wird bereits seit 10.000 Jahren genutzt. Das hellrote Industriemetall besitzt Eigenschaften, die in der Industrie sehr gefragt sind, etwa seine extrem gute Leitfähigkeit. Das macht Kupfer zum bevorzugten Rohstoff in der Elektro- und Bauindustrie.

In Deutschland wird der Kupferbedarf bislang immerhin zu fast der Hälfte durch Recycling gedeckt. Zum Vergleich: Weltweit beträgt der Anteil etwa zehn Prozent.

Seinen Höhepunkt hatte der Kupferpreis 2011, als er fast 10.000 US-Dollar pro Tonne erreichte. Aktuell hat er die 9.000-Dollar-Marke im März geknackt.

Zinnpreis steigt um 60 Prozent

In den vergangenen Jahren ging es mit dem Zinnpreis auf und ab, bis zum Beginn der Corona-Pandemie war es ein mehr oder weniger gleichmäßiges Wellenmuster im Preischart - mal über, mal unter der 20.000-Dollar-Marke. Corona bescherte dem Industriemetall Zinn dann einen tiefen Fall: Auf unter 14.000 Dollar fiel der Preis.

Seitdem geht es allerdings stetig bergauf. Kurz vor der 30.000er-Marke wurde es den Käufern im Februar 2021 noch einmal etwas unheimlich, letztendlich sprang der Preis im März dann aber doch über die 30.000 US-Dollar. Damit hat der Zinnpreis ein Allzeithoch erreicht.

Analysten der Commerzbank erklären den Nachfrageboom von Zinn so: Zum einen ist das Angebot knapp, auch aufgrund geringer Lagerbestände. Zum anderen steigt die Nachfrage, etwa aus der Elektronikindustrie.

Nickelpreis steigt um 12 Prozent

Beim Betrachten des langfristigen Charts für den Nickelpreis wähnen sich Einkäufer in den Alpen: Hoch und runter ging der Preis für das Industriemetall in den vergangenen fünf Jahren. Der vorläufige Höhepunkt waren 19.690 US-Dollar pro Tonne im Februar 2021 - kurz vor der magischen 20.000er-Marke drehte der Trend wieder um.

Den letzten Tiefpunkt erreichte der Preis Ende 2019 als er unter 11.000 US-Dollar fiel. Ende März 2021 notiert Nickel bei knapp unter 16.000 Dollar. Laut den Analysten der Commerzbank steigt mittlerweile das Angebot wieder an: Eine der größten Minen der Welt auf Madagaskar nimmt nach einem knappen Jahr "Corona-Pause" ihren Betrieb wieder auf.

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Aluminiumpreis steigt um 25 Prozent

Mit dem Beginn der Coronakrise im März/April 2020 stürzte der Aluminiumpreis auf ein Rekordtief von unter 1.500 US-Dollar pro Tonne. Zuvor hatte sich der Preis jedoch bereits vom Allzeithoch (über 2.500 US-Dollar pro Tonne) langsam, aber stetig, nach unten bewegt. Corona markierte den Tiefpunkt.

Doch seitdem klettert der Aluminiumpreis ausdauernd nach oben - von kleineren Rückschlägen mal abgesehen. Im März 2021 erreichte er sogar ein 2,5-Jahres-Hoch und noch immer ist kein Ende des Anstiegs in Sicht. Der Grund: Alle Aluminiumhersteller erwarten für 2021 ein Mehr an Nachfrage, vor allem getrieben durch den Maschinenbau, die Autoindustrie, Infrastruktur und Verpackungen.

Ist aktuell mehr Aluminium gefragt als vorhanden, inklusive fast leerer Lager, könnte sich die Situation mit einem steigenden Angebot in diesem Jahr also noch ändern.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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